Player FM - Internet Radio Done Right
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SWR2 Kultur Aktuell
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Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/
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×Ihre großen, runden Augen, mit denen sie uns anstarren, wirken auf manche Menschen bedrohlich. Eulen gelten in einigen Kulturkreisen als Todesboten. Sie werden gefürchtet, verfolgt, umgebracht. Anderswo werden sie als Götter und Glücksboten verehrt. Schon die Namen zeigen, was wir Menschen in ihnen gesehen haben und immer noch sehen: Es gibt Dämoneneulen, Geistereulen, Todeseulen, Koboldeulen, Gold- oder Silbereulen. Seit Harry Potters Siegeszug haben sie zumindest in der westlichen Zivilisation durch seine Botin Hedwig, eine Schleiereule, ein positives Image. Geheimnisvolle Eulen Sie faszinieren uns nicht zuletzt, weil sie so geheimnisvoll sind. Das hat die amerikanische Autorin Jennifer Ackerman veranlasst, sich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Ihr Buchtitel „Die Weisheit der Eulen – Der geheimnisvollste Vogel der Welt und seine Talente“ verrät, warum sich die Biologin auf deren Spur begeben hat. Was immer die Eulenforschung der letzten Jahre ergeben hat, findet sich in ihrem Buch. Rund 450 Spezialisten tauschen sich über ein weltweites Eulenprojekt untereinander aus. Viele von ihnen hat sie aufgesucht und sich von ihnen auf anstrengende Exkursionen mitnehmen lassen. So ist ihr Buch in weiten Passagen reportageähnlich und sehr bildhaft. Das liest sich sehr leicht und flott. Allerdings sind die persönlichen Schilderungen dieser Ausflüge in die Wildnis etwas langatmig. Abwechselnd mit ihren Exkursionsreportagen beschreibt sie anschaulich, wie modernste miniaturisierte Elektronik, wie ausgeklügelte Laborexperimente den Eulen immer mehr Geheimnisse entlockt haben und übersetzt die wissenschaftlichen Erkenntnisse in eine allgemeinverständliche Sprache. Minisender, winzige Nestkameras und starke Richtmikrophone decken inzwischen ihr Nestverhalten, ihre Flugbewegungen, ihr Revierverhalten auf. DNA-Analysen haben ergeben, dass es mindestens 250 verschiedene Eulenarten gibt, vom 25 Gramm leichten Elfenkauz, einem winzigen Wollball, bis zum halbmetergroßen Riesenfischuhu, der eine Flügelspannweite von fast zwei Metern hat. Eulen sind in allen Klimazonen von der Arktis bis in die Tropen zu finden. Schwarzweiß – sowie Farbfotos der in neun Kapiteln vorgestellten Eulen bringen sie uns nahe. Besondere Talente Sie sind lautlose Jäger. Ihr Federkleid erzeugt so gut wie keine Geräusche, keine Beute wird vor ihrem Angriff gewarnt. Sie verfügen über ein phantastisches Gehör, das die Bewegungen einer Maus im nächtlichen Dunkel selbst unter 50 Zentimetern Schnee wahrnimmt. Die meisten der 250 Eulenarten verschmelzen dank ihres farblich der Umgebung angepassten Gefieders perfekt mit der jeweiligen Natur. Ihr Liebesleben ist ungewöhnlich. Lebenslange Paarbindungen gibt es nicht. Männchen und Weibchen ziehen zwar gemeinsam den Nachwuchs auf, aber danach gehen sie durchaus neue Beziehungen ein. Bedrohungen Abgesehen von der Jagd in asiatischen Ländern wegen vermeintlicher Heilkräfte von Federn und Knochen, sind alle Eulenarten durch Artenschwund, Umweltverschmutzung, Klimawandel bedroht. Die naturbelassenen Flächen, in den Eulen vor allem leben, werden immer kleiner. Die Zivilisation rückt überall immer weiter in die Wildnis vor, die Jagdgebiete schrumpfen. Vielerorts versuchen Ornithologen, bedrohte Eulenarten zu schützen und ziehen in Zuchtstationen Nachwuchs auf. Ein extrem schwieriges Unterfangen, wie Jennifer Ackerman schildert. Ihr Buch ist ein brillantes Plädoyer für die Rettung dieser faszinierenden Vögel.…

1 Ausstellung in Kunsthalle Mainz über den Traum als Gegenentwurf zur Wirklichkeit: „What is the dream that makes you dream?“ 7:02
Jeder Mensch träumt anders: Einige werden regelmäßig von Albträumen heimgesucht, für andere wird der Nachtschlaf zum Ausflug in eine bessere Welt. Diese bessere Traumwelt steht im Fokus der Gruppen-Ausstellung „What is the dream that makes you dream?“ in der Kunsthalle Mainz. „Das Potential von Traum und Träumen hat uns besonders Interessiert“, sagt Stefanie Böttcher, Direktorin der Kunsthalle Mainz. Es gehe darum, sich Welten zu öffnen, die anders sind als die vielen negativen aktuellen Nachrichten, nicht als Flucht vor der Realität, sondern um dem Übermaß an Schwere etwas etwas entgegenzusetzen.…
Dieser Käse hat sein Haltbarkeitsdatum eindeutig überschritten: Seit 1968 dämmert er in dem großen Lebensmittelbild des Schweizer Künstlers Dieter Roth vor sich hin: gefangen zwischen zwei Glasscheiben und in einen Messingrahmen gepresst. Längst hat der Schimmel die künstlerische Regie übernommen. Die „Doppelkäseplatte“, so der Titel des Kunstwerks, habe einen erstaunlichen Wandel durchgemacht, sagt Ulrike Groos, Leiterin des Stuttgarter Kunstmuseums. Ulrike Groos: „Es wuchert und wächst nach und wir fanden, dass das auch inhaltlich gut passt: Wie verändert sich eigentlich eine Sammlung über 100 Jahre, wie sind möglicherweise Veränderungsprozesse, wie wird Sammlung heute wahrgenommen – all diese Fragen haben uns beschäftigt. Da fanden wir dieses Werk eigentlich sehr passend.“ Mittlerweile 16.000 Kunstwerke in der städtischen Sammlung Auch die städtische Sammlung hat mit ihren inzwischen 16.000 Kunstwerken ihre ganz eigene Entwicklung und Verzweigung genommen, was sich jetzt auf drei Museumsetagen verfolgen lässt. Nicht chronologisch, sondern aufgeteilt auf sieben verschiedene Themenräume, die einen Dialog inszenieren: eine Mischung aus Bekanntem und Unbekannten, aus Neuzugängen, die an das Bestehende anknüpfen, aus Schenkungen und gezielten Ankäufen. Ein fast schon überwältigendes Beispiel dafür ist der Raum zur Konkreten Kunst. Werke aus dem Nachlass des Stuttgarter Künstlers Anton Stankowski Dort werden auch Werke von Anton Stankowskis gezeigt, aus dessen Nachlass das Kunstmuseum vor einigen Jahren ein großes Konvolut an Arbeiten geschenkt bekommen hat. Unverkennbar die Handschrift des Stuttgarter Künstlers, der Malerei und Design zusammengeführt und mit seinen Gestaltungsentwürfen, darunter das Logo der Deutschen Bank, das Gesicht der Bundesrepublik mitgeprägt hat. Die Linien und Flächen der Werke Stankowskis scheinen einem eigenen Takt zu folgen, was sich auch in einer jüngeren Arbeit von Haegue Yang widerspiegelt – einem geometrischen Dreierlei, das sich aus einer Heerschar kleiner Glöckchen zusammensetzt und daher bei Bewegung auch klingen kann. „Kriegskrüppel“ von Otto Dix im Raum „Böse Geister“ Ganz anders hingegen präsentiert sich der Raum „Böse Geister“, den Museumdirektorin Ulrike Groos selbst bespielt. Dabei geht es um die von Otto Dix gezeichneten „Kriegskrüppel“ des Ersten Weltkriegs, die trotz ihres heldenhaften Einsatzes für Kaiser und Vaterland in Armut und auf der Straße leben mussten. In Yael Bartanas Filminstallation „Entartete Kunst lebt“ bekommen diese Figuren ihren ganz eigenen Auftritt. Eine Arbeit, die sie unbedingt fürs Museum haben wollte, sagt Ulrike Groos, die die städtische Sammlung in den letzten 15 Jahren durch gezielte Ankäufe konsequent erweitert hat. Künstlerinnen noch immer unterrepräsentiert Dabei standen und stehen Werke von Künstlerinnen im Vordergrund, die im Kunstbetrieb noch immer unterrepräsentiert sind. Und so beschäftigt sich ein weiterer Themenraum der Ausstellung auch mit der Rolle der Frau: lustvoll, verspielt und scheinbar harmlos wirkt die Dessous-Collage im Scherenschnitt von Sonja Yakovleva einerseits, andererseits prangt das ironische Bekenntnis „Ich bin daheim“ in schwarzen, altdeutschen Lettern auf ein Küchenhandtuch gepinselt auf einem Werk der Künstlerin Anne Marie Jehle.…
Die Plakate für die Neugestaltung des Pariser Betonviertels versprechen Großes: „Neuanfang für die Siedlung – für ein besseres Zusammenleben“. Auf die Bewohner wirkt das allerdings wie Hohn. Haby, eine junge sozial engagierte Französin mit malischen Wurzeln, hat die Umbaupläne gesehen und weiß, dass die Politik mit diesem Neuanfang vor allem die angestammten Großfamilien loswerden will. Und mit den Großfamilien vermeintlich auch all die Probleme, die das Vorstadtviertel seit Jahren in Verruf bringen: der höchste Ausländeranteil in der Region und die hohe Kriminalitätsrate. Für Haby haben die Probleme andere Ursachen, wie sie dem Bürgermeister erklärt: die favelaartigen Wohnverhältnisse in den Sozialblocks zum Beispiel oder die schlechte Gesundheitsversorgung. Apokalyptische Szenen einer Zwangsräumung Als der Bürgermeister immer härtere Geschütze gegen die Bewohner auffährt, lässt sich Haby bei der anstehenden Wahl als Gegenkandidatin aufstellen. Doch bevor ihre Kampagne Fahrt aufnehmen kann, eskaliert die Gewalt im Viertel. Nach der kurzfristigen Zwangsräumung eines großen Wohnblocks stehen die Bewohner vor dem Nichts. Die Kamera fängt apokalyptische Szenen ein, wie die Menschen in größter Not ihre Habseligkeiten aus dem Fenster schmeißen, um zumindest irgendwas zu retten. Regisseur Ladj Ly kennt das Milieu, von dem er erzählt Man merkt dem Film in jeder Einstellung an, dass Regisseur und Drehbuchautor Ladj Ly das Milieu der migrantisch geprägten Wohnblocks der Pariser Banlieue gut kennt. Er ist selbst in Montfermeil aufgewachsen – dort, wo es 2005 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kam. Noch stärker als „Les Misérables“ wird sein neuer Film „Die Unerwünschten“ befeuert von Lys Wut über die sozialen Ungerechtigkeiten und den strukturellen Rassismus des Staates, der alle Bewohner der Vorstadt als potentielle Unruhestifter wahrnimmt. Reaktionäre Politiker am Rande des Gesetzes Während es in „Les Misérables“ um Polizeigewalt ging, nimmt Ladj Ly dieses Mal die Politik in den Fokus. Er zeichnet das Bild einer Politikerkaste, die es offenbar gar nicht mehr als ihre Aufgabe begreift, die Probleme der Menschen zu lösen, sondern nur noch für Ruhe zu sorgen. Um die Leute kleinzuhalten, bewegt sich der reaktionäre Bürgermeister hart am Rande des Gesetzes. Auf jeden Protest gegen die Ressentiment-geladenen Maßnahmen reagiert er mit neuen Vorschriften, Schikanen und einem großen Polizeiaufgebot. Zum Beispiel, wenn die Jugendlichen des Viertels gegen die verhängte Ausgangssperre und das Versammlungsverbot für Junge demonstrieren. Tiefe Entfremdung zwischen dem Staat und seinen vergessenen Bürgern Die Verachtung, mit der die Politiker in diesem Film das migrantische Prekariat betrachten, zeigt eine tiefe Entfremdung zwischen dem Staat und seinen vergessenen Bürgern am Stadtrand. Der dokumentarisch anmutende Film beobachtet genau, wie Armutsbetroffene zu Sündenböcken für alle gesellschaftlichen Fehlentwicklungen gemacht werden, oder wie die Politik christliche Flüchtlinge aus Syrien gegen lange eingesessene muslimische Migranten ausspielt. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind in diesem Film am Ende Man muss sich aktiv wehren, um sich aus seiner Ohnmacht zu befreien, lässt Ladj Ly Haby im Film sagen. Ob der Regisseur selbst noch daran glaubt, dass sich die Verhältnisse zum Besseren wenden lassen, scheint allerdings fraglich. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – die Werte, die der französische Staat eigentlich all seinen Bürgern verspricht – sie wirken in „Die Unerwünschten“ so abrissreif wie die Sozialbauten der Banlieue. Trailer „Die Unerwünschten“, ab 6.3. im Kino…
Auf den ersten Blick ist die Großmutter der Ich-Erzählerin eine ganz gewöhnliche ältere Frau mit den üblichen Schrullen: Sie kauft immer nur dieselben Lebensmittel ein, hat einen übertriebenen Hang zur Ordnung; den Satz „Ich bin akkurat“ murmelt sie gewohnheitsmäßig auf Russisch vor sich hin. Ihre Handschrift ist penibel; die Zeilen in ihren Briefen halten stets den gleichen Abstand. Erst nach dem Tod der Großmutter entdeckt ihre Enkelin das linierte weiße Blatt, das der Großmutter beim Verfassen ihrer Briefe als Unterlage gedient hat. Es ist ein gutes Bild dafür, wie geschickt Ricarda Messner in ihrem Debüt mit Erwartungen und scheinbaren Gewissheiten spielt, um sie dann zu unterlaufen. „Wo der Name wohnt“ ist eine Lektüre, die Aufmerksamkeit erfordert. Messner springt in den Zeitebenen vor und zurück. Zu Beginn des Romans ist die Großmutter bereits seit Jahren tot, und die Ich-Erzählerin erinnert sich daran, wie sie Jahre zuvor ihre erste eigene Wohnung in der unmittelbaren Nachbarschaft der Großmutter bezogen hatte. Einige Freundinnen und Freunde fragten mich damals, ob ich denn wirklich so nah bei Großmutter leben wolle. Vielleicht wäre es doch besser, wenn die erste Wohnung mit der Familie bricht, und ob ich denn keine eigene Zukunft wolle, kein eigenes Leben. Bis heute nehme ich es ihnen nicht übel, verstehe allerdings immer noch nicht, wie das gehen soll und was das sein soll, das eigene Leben. Quelle: Ricarda Messner – Wo der Name wohnt Rekonstruktion mit Lücken Die Frage, inwieweit es möglich ist, ein von Geschichte und familiären Prägungen unabhängiges Leben zu führen, ist das Grundthema des Romans. Vorsichtig tastet Ricarda Messners Ich-Erzählerin sich in die Historie ihrer Familie hinein. Und weil so etwas eben nicht chronologisch geordnet wie das Drehbuch einer Vorabendserie funktioniert, bleiben in der Rekonstruktion immer wieder Lücken. Wer Messners Roman vorwirft, dass die Autorin der Vagheit ihrer Hauptfigur nicht entschlossen genug entgegensteuere, hat das Erzählprinzip nicht verstanden. Fest steht: Die Eltern der 1989 geborenen Erzählerin sind im April 1971 aus Riga, der Hauptstadt Lettlands, in die Bundesrepublik eingereist. Fest steht auch, dass die Erzählerin einen Schriftwechsel mit den deutschen Behörden führt, um den lettischen Namen ihrer Mutter, Lewitanus, annehmen zu dürfen. Die nüchternen Antworten der Behörde sind den einzelnen Kapiteln jeweils als Auftakt vorangestellt: Der bloße ‚Herzenswunsch‘, einen anderen Familiennamen führen zu wollen, stellt grundsätzlich keinen wichtigen Grund für eine Namensänderung dar. Quelle: Ricarda Messner – Wo der Name wohnt Sekundäre Zeugenschaft Aus Erinnerungsschnipseln, Erzählungen der Eltern und zufälligen Fundstücken erwirbt sich die Erzählerin das, was man mit dem Begriff „sekundäre Zeugenschaft“ bezeichnet – ein Wissen über die eigene Herkunftsgeschichte, das sich nicht aus eigenem Erleben, sondern nur aus indirekter Vermittlung speist: Ich war fünfzehn Jahre alt, und in den nächsten Jahren ging ich immer wieder zum Wohnzimmerschrank, um diese Dokumente zu lesen, meistens dann, wenn ich allein war und meine Mutter nicht bei jedem Geräusch fragte, was suchst du da, weil sie dachte, ich würde ihre Kleider zerschneiden. Quelle: Ricarda Messner – Wo der Name wohnt Das dunkle Zentrum dieses Romans, so viel soll verraten werden, das sind die blutigen Tage im Rigaer Ghetto im Jahr 1941; die Kollaboration der lettischen Nationalisten mit den deutschen Nationalsozialisten, die Ermordung zehntausender jüdischer Bürger in lettischen Konzentrationslagern oder Gefängnissen. Eine Verflechtung historischer Ungeheuerlichkeiten, die Spuren hinterlassen, sich eingegraben hat in die Familiengeschichte bis in die Gegenwart hinein. Ricarda Messner hat in ihrem Debüt eine schlüssige Form dafür gefunden, wie man davon erzählen kann. Der oft verwendete Begriff „transgenerationales Trauma“ wird in diesem schmalen, aber bemerkenswerten Roman anschaulich gemacht – mit literarischen Mitteln, dafür aber umso eindrücklicher.…
In Palermo herrschen Unruhen. Im Jahr 1860 ist die Fahrt mit der Kutsche schon ein Sicherheitsrisiko, denn die Soldaten der aristokratischen Herrscher in Sizilien liefern sich Straßenschlachten mit Aufständischen und Freischärlern. Einen kann das nicht wirklich ängstigen: Don Fabrizio Corbera, Fürst von Salina, nach seinem Wappentier bekannt als „der Leopard“. Die Kämpfe um das, was später mal „Vereinigtes Italien“ heißen wird, verfolgt er jedenfalls recht distanziert, meist mit einem Zigarillo oder einem Stück Mandelgebäck in der Hand. Aktueller Generationenkonflikt schon im 19. Jahrhundert Fabrizio gegenüber steht sein geliebter Neffe Tancredi, der mit glühender Überzeugung für die antifeudale Bewegung Garibaldis in den Kampf zieht. Klingt fast nach einem aktuellen Generationenkonflikt. Aber Tancredi stößt auch die ihn liebende Concetta, Fabrizios Tochter, vor den Kopf. Ihre Liebe kommt übers Briefeschreiben, Schmachten und Sehnen nicht hinaus, auch weil sich Tancredi in die aufreizende und ehrgeizige Angelica verguckt. Dieses Dreieck ist das emotionale Zentrum der Serie. Und damit auch einer der wenigen echten Kontraste zu der Verfilmung von Luchino Visconti. Viscontis Meisterwerk schwebt über der Netflix-Serie Viscontis Verfilmung von 1963 gilt als Meisterwerk. Sie schwelgt in opulenten Bildern und Panoramen vom Niedergang aristokratischer Kultur und Sitten. Dem zollt die ebenfalls vorzüglich gefilmte und opulent ausgestattete Serie von Regisseur Tom Shankland Respekt. Und sie versucht, ein bisschen von dieser untergründigen Melancholie und flirrenden Sinnlichkeit mitzunehmen. Das gelingt ihr nicht immer: Der Grat zur oberflächlichen Adelsromanze wird doch öfter mal überschritten. Aber man muss den Mut loben, der souveränen Statik von Viscontis Bildern, die heute mitunter langatmig wirken, einen spürbar moderneren Blick auf die Geschichte entgegenzusetzen. Mehr Tempo und mehr Schärfe in den Figuren. Vor allem bekommen die Frauenrollen deutlich mehr Profil. Der Fürst ist das Epizentrum der Serie Und dann ist da ja immer noch der Leopard, der Fürst als das Epizentrum der Serie: eine schillernde Figur, tief verwurzelt in sizilianischer Erde. Kim Rossi Stuart spielt ihn als kultiviertes Rauhbein, einer der die schönen Dinge liebt und die Macht verkörpert. Der mit der Zeit geht und doch erkennen muss, dass er sie nur noch zum Teil gestalten kann. Auch das schafft die Serie zwar nicht ganz überzeugend auszuformulieren, aber sie ermöglicht einen frischen Blick auf den Roman, auf die darunter liegende ziemlich universelle Geschichte von Tradition und Werten und ihrem schmerzlichen oder auch notwendigen Wandel. Trailer „Der Leopard“, ab 5.3. auf Netflix…
Der größte Raum in der Galerie der Stadt Backnang hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Auch deswegen ist er eine ganz besondere Herausforderung für alle hier ausstellenden Künstler. Es ist der Rest einer Kirche, ein frühgotischer, weiß gekalkter Chorraum von schwindelerregender Höhe. Zurzeit versucht die Stuttgarter Künstlergruppe Maximal, es mit diesem auratischen Ort aufzunehmen. „Das Besondere dieser Ausstellung ist sicherlich, dass sie sich entschlossen haben, die Besonderheit der Architektur zu nutzen und eine Installation zu machen, die sich vom diesem gotischen Chor in die sechs Ausstellungsräume hineinzieht“, sagt Galerieleiter Martin Schick. Installation mit „Alltagszeugs“ aus dem Baumarkt Der Einbau der Maximalisten ragt neun Meter Richtung Himmel. Er besteht aus betont schlichtem Alltagszeug, wie es in jedem Baumarkt zu haben ist: Dachlatten, Kabelbinder, kunterbunte Kinderplanschbecken und quietschgelbe Plastikschläuche. Auf den ersten Blick ist das fast gotteslästerlich profan. Doch Rainer Schall, einer der sieben Künstler von Maximal, verweist auf subtile Doppeldeutigkeiten. Es gibt Versatzstücke von Heiligkeit, wenn man zum Beispiel die Bassins als Variation von Taufbecken sieht, die aber eingefügt sind in eine ziemlich prekäre Konstruktion, die zusammengeflickt wirkt, und sich in hohe Höhen schraubt. Stabil, aber doch gebastelt, sage ich mal. Quelle: Rainer Schall, Künstlergruppe Maximal Schabernack in den „halbheiligen Hallen“ Die Begehung der „halbheiligen Hallen“ lässt prompt über den nächsten Schabernack stolpern: Bewegungsmelder zwischen den romanischen Säulen aktiveren kleine Lautsprecher. Es erklingt allerlei gespreiztes Gebrabbel, mit dem Kunst gerne überhöht wird. Was hat Dekoration mit Kunst zu tun? Das akustische Kreuzfeuer unterm Kreuzgewölbe kulminiert schließlich im spaßigen Titel der Ausstellung, der ebenfalls aus den Lautsprechern tönt: „Decode Deko Duck“. Eine Ente (Englisch: duck) findet sich bei intensiver Suche tatsächlich in der Heimwerker-Himmelfahrts-Pyramide, und zwar als das klassische gelbe Gummitier für die Badewanne. Galerieleiter Martin Schick decodiert zumindest einen Teil der mitschwingenden Botschaften: „Was ist der Dekorationsanteil an Kunst? Darf man Deko zulassen oder nicht? Das sind so inhaltliche Fäden, die da aufgenommen wurden und ‚Decode Deko Duck‘ wurde irgendwann einfach so als Begriff gefunden.“ Neidlosigkeit als Voraussetzung für Zusammenarbeit Was hier vermutlich viel zu mühelos klingt, denn dass sich sieben künstlerische Egos auf irgendwas Gemeinsames verständigen, ist keine Selbstverständlichkeit. Der Bildhauer Daniel Wagenblast von Maximal nennt eine Grundbedingung: Neidlosigkeit. Es gibt schon immer wieder Künstlergruppen, nur da ist vielleicht irgendwie gerade dieser Aspekt, dass man Erfolg haben möchte oder so, der steht da im Vordergrund. Und das trägt einfach nicht. Wir machen das schon seit 30 Jahren. Da sind noch andere Dinge, die bei uns da mitspielen: Wertschätzung, Sympathie, Freundschaft, und Spaß. Quelle: Daniel Wagenblast, Künstlergruppe Maximal Stattdessen demonstriert die Ausstellung in Backnang, wie sich die grundverschiedenen Einzel-Positionen der sieben Maximal-Künstler zu einem vielstimmigen Gesamtklang fügen. Radikale Abstraktion, figürliche Darstellung, spontane Zeichnung und sorgsam konstruierte Malerei können sich aufs Anregendste miteinander in Beziehung setzen – wenn die Beteiligten verstehen, dass die wahre Kunst darin liegt, sich nicht auf Kosten anderer groß zu machen.…
Donald Trump hat im US-Kongress seine erste Rede in seiner zweiten Amtszeit gehalten und dabei seinen politischen Kurs deutlich gemacht. Die Rede war von polarisierender Rhetorik geprägt, was die Expertin Julia Simon nicht überrascht: „Die Rede war natürlich wieder gespickt von spaltender Rhetorik, von Beschuldigungen, von Beleidigungen, auch von Verzerrungen und Falschbehauptungen.“ Nahezu uneingeschränkte Unterstützung durch die Republikaner Trump hob seine angeblichen Erfolge hervor, darunter Dekrete und Friedenspläne für Gaza und die Ukraine, während er Kritik an der Vorgängerregierung äußerte. Dabei zeigte sich, dass die Republikaner im Kongress ihn nahezu uneingeschränkt unterstützen, wie Simon betont: Hier ist aber weiter ein exzessiver Fokus auf unilateral exekutive Maßnahmen zu erkennen. Quelle: Julia Simon, John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin Kein Programm, keine Idee, sinkende Umfragewerte Wirtschaftlich setzt Trump auf Strafzölle, die gestern in Kraft traten, und machte dafür erneut die Regierung Biden verantwortlich. Besonders auffällig war seine knappe Behandlung der Ukraine-Frage, die Simon als inhaltsleer beschreibt: „Aber auch hier gibt es eigentlich kein Programm, keine Idee.“ Trotz sinkender Umfragewerte inszenierte sich Trump als Erneuerer des „Amerikanischen Traums“ – die Begeisterung darüber bleibt gespalten.…
Die Ausstellung „Troika. Buenavista“ des Künstlerkollektivs Troika, die am 6. März in der Schirn Kunsthalle Frankfurt eröffnet, stellt die Frage, wie Technologie und insbesondere Künstliche Intelligenz unsere Wahrnehmung der Natur verändert. „Wenn man in den Ausstellungsraum kommt, begrüßt einen eine weiße Landschaft aus Salz und Silizium“, beschreibt Conny Freier , eine der Künstlerinnen von Troika im Interview mit SWR Kultur. Besonders spannend sei die Bewegung der künstlichen Disteln, die fast lebendig wirken. Zeitlose Sehnsucht nach der Natur Die Ausstellung zeigt, dass die Sehnsucht nach einer idealisierten Natur zeitlos ist. „Warum muss alles messbar sein?“ fragt Freier und verweist auf die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Kunst. Die Werke von Troika hinterfragen, ob KI tatsächlich einen Beitrag zur Bewahrung der Natur leisten kann oder nur neue Illusionen erschaffen werden. „Mit der Entwicklung der KI befinden wir uns nun an einem Wendepunkt“, sagt Freier. Troika ist eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die in London lebt und arbeitet. Sie wurde 2003 von Eva Rucki (*1976, Deutschland), Conny Freyer (*1976, Deutschland) und Sebastien Noel (*1977, Frankreich) gegründet.…
„Pop-up-Propaganda“ hat Irina Rastorgueva ihr neues Buch genannt, weil die heutige Putinsche Wirklichkeitsvernebelung im Grunde ganz ähnlich funktioniert wie in der Zarenzeit, wo einst für Katharina die Große Potemkinsche Dörfer errichtet wurden. Da, wo sich der Autokrat Putin blicken lässt, werden nämlich auf einmal Straßen ausgebessert und Hausfassaden gestrichen. Doch leider besucht der heutige Kremlherrscher, wenn überhaupt, nur noch regionale Zentren. Die Peripherie – und die ist im riesigen Russland fast überall – darf sehen, wo sie bleibt. Dort werden Krankenhäuser und Schulen geschlossen und im Winter die Straßen nicht mehr geräumt. Absurdes Theater für die russische Öffentlichkeit Noch erschütternder als der Verfall der Infrastruktur ist das „absurde Theater“ der russischen Öffentlichkeit, wie Rastorgueva es nennt, das inzwischen zum totalen geistigen und moralischen Verfall des Landes geführt hat, gipfelnd in einem imperialistischen Krieg, mit dem die russische Sargindustrie kaum mehr Schritt halten kann. Die Produktion von Propaganda läuft dagegen auf Hochtouren, wie Rastorgueva an Dutzenden von Beispielen zeigt. So auch an einem Bericht von Russia Today über die angebliche Flucht eines ukrainischen Rabbiners vor den vermeintlich antisemitischen Kiewer Behörden. Es wurden Aufnahmen der Synagoge mit den Worten „Tod den Jidden“ und einem Hakenkreuz gezeigt. Außerdem wurden Ausschnitte aus einem Interview mit Rabbi Mikhail Kapustin serviert. In dem Video packt er seine Sachen und sagt: „Ich will nicht weggehen. Aber ich möchte, dass sich meine Kinder sicher fühlen. Deshalb gehe ich.“ Tatsächlich handelt es sich aber nicht um eine Synagoge in Kiew, sondern um eine Synagoge in Simferopol, an der die Schmierereien erschienen, nachdem das russische Militär die Krim besetzt hatte, von wo Kapustin in die Ukraine geflohen war. Quelle: Irina Rastorgueva – Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung Russische Medien als Sprachrohre des Putinismus Um solche Fälschungen, die zum üblichen Instrumentarium der Kremltreuen gehören, entlarven zu können, hat Rastorgueva drei Jahre lang die russischen Medien durchforstet, von staatlichen Sendern bis zu Telegram, von unabhängigen Nachrichtenkanälen bis zur Sonntagabend-Talkshow des Hetzers Wladimir Solowjow im Staatsfernsehen. Am Rande erfährt man dabei auch, dass Gestalten wie Solowjow oder sein Journalistenkollege Dmitrij Kisseljow in den 1990er-Jahren und teils darüber hinaus noch liberale Ansichten vertraten. Heute sind sie Sprachrohre des Putinismus. Neben dem Hass auf die Ukraine und insbesondere Wolodymyr Selenski steht der Hass auf das angeblich sittenlose „Gayropa“ im Vordergrund. Aktuell ist auch der Ausdruck „Liberast“ im Schwange, eine Zusammenziehung aus „liberal“ und „Päderast“. Angebliche westliche Vernichtungspläne „Dem Westen“ wird auch unterstellt, Vernichtungspläne gegen Russland zu schmieden. Zur Verbreitung solcher Lügen gibt sich etwa Michail Kowaltschuk, Leiter des Kurtschatow-Instituts, Russlands führender Kernforschungsanstalt, her. Seinen Informationen zufolge erarbeiten amerikanische Ethnogenetiker Waffen, die für eine ethnische Gruppe ungefährlich und für eine andere tödlich sind. Die heutigen russischen Behörden beschuldigen die Vereinigten Staaten seit 2009 permanent, biologische Waffen auf dem Territorium der Ukraine, Georgiens, Kasachstans und Armeniens zu entwickeln. Und das ohne jeden Beweis. Quelle: Irina Rastorgueva – Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung In einem Vierteljahrhundert Putin hat die Kremlpropaganda die Dimensionen einer eigenen Wirklichkeit angenommen, stellt Rastorgueva nüchtern fest. Wo immer man ihr Buch aufklappt, springt einem die russische Paranoia entgegen. Es bietet dem Leser eine wohl einzigartige Binnenperspektive auf das heutige Russland.…
Schlüsselwerk der Neuen Sachlichkeit 1925 malt Immanuel Knayer den „Arbeiter“. Das Porträt eines Mannes, der an einem Holztisch mit Kaffeetasse sitzt und eine Pause von seiner scheinbar körperlich harten Arbeit macht . Das lassen seine kräftigen und schmutzigen Hände vermuten. Der Blick des Mannes ist nachdenklich. Für Museumschef und Kurator Velten Wagner ist dieses Bild ein Schlüsselwerk der Neuen Sachlichkeit: Schauen sie mal in sein Gesicht. Das ist kein dummer Malocher, wie man Arbeiter ja gerne herabgesetzt hat in dieser Zeit. Sondern, das ist ein introvertierter, versonnener Blick. Das ist ein Mensch mit Geist. Und ein Mensch mit Verstand. Und diese Art von würdevoller Darstellung eines Arbeiters, das gab es vorher in dieser Form nicht. Quelle: Museumschef und Kurator Velten Wagner über das Bild „Arbeiter“ von Immanuel Knayer „Neue Sachlichkeit“ will der Realität genau ins Auge sehen Für Velten Wagner wirft die Neue Sachlichkeit, die als Kunstströmung zwischen den beiden Weltkriegen entsteht, einen neuen Blick auf die Welt: „Die neue Sachlichkeit ist ja eine Reaktion auf den Expressionismus. Der Expressionismus war viel introvertierter. Da ging es um ein visionäres, auch utopisches Menschenbild. Die Neue Sachlichkeit hat einen präzisen Blick auf den Menschen. Einen analytischen Blick. Man will der Realität genau ins Auge sehen“. Gegenüberstellung der Extreme der Zeit Und diese Realität ist eine Zeit der Extreme. Aufbau – Zusammenbruch. Wohlstand – Armut. Velten Wagner zeigt das, indem er an vielen Stellen der Ausstellung Arbeiten nebeneinander präsentiert, die genau diese Extreme verdeutlichen. Etwa zwei Werke des Malers Rudolf Schlichter, einmal eine Bäuerin, die eine Kuh melkt. Eine sehr beschauliche Szene. Und gleich daneben eine Massenmordszene, die das ganze Chaos und die Brutalität dieser Zeit zum Ausdruck bringt. Natürlich mit Bezug auf die Schlachterei des Ersten Weltkriegs. Zum anderen deutet das Bild ist von 1932 schon die Zeit des Nationalsozialismus an. Portraits eigenwilliger Frauen Inwiefern Frauen die Weimarer Republik als eine Zeit der Extreme erleben, veranschaulichen relativ viele Werke in der Engener Ausstellung. 1919 dürfen Frauen in Deutschland zum ersten Mal wählen, und auch an staatlichen Hochschulen Kunst studieren. Das taten etwa Hannah Nagel oder Alice Sommer. Sie zeichnen Frauen mit wilden Kurzhaarfrisuren, Zigaretten im Mund und eigenwilliger Kleidung. Die sind alle ein bisschen herb und holzig im Gesicht, nicht unbedingt Frauen, wie man es sich als Schönheitsideal vorstellt. Aber sie sind eigenwillig und sie werden ihren Weg gehen. Diese eigenwilligen Frauen sind in Engen viel zu sehen – alle von Frauen gemalt. Der Welt den Spiegel vorhalten Andere Werke zeigen wiederum das Elend der Frauen, für die Prostitution der einzige Ausweg ist, die hungernde Familie zu ernähren. „Ich will der Welt den Spiegel vorhalten“ sagte etwa Karl Hubbuch, einer der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit. Hubbuch malte den Sexualmord an einer Frau, die entblößt und blutverschmiert in einem Waldstück liegt, ihr Mörder im Hintergrund wirft gerade noch einen Blick auf die Leiche: Also das hier ist wirklich die brutale Realität. Der Arm ist verdreht. Sie fällt nach rechts unten– ins Nichts – diese ermordete Frau. Das ist eine wuchtige und subtil brutale Darstellung, wie man sie nicht toppen kann. Es ist unglaublich, was Frank Brabant zusammengetragen hat. Und was man daraus machen kann: nämlich ein Panorama dieser Zeit. 85 Werke des Wiesbadener Sammlers Frank Brabant 85 Werke des Wiesbadener Sammlers Frank Brabant konnte Velten Wagner für die Sonderausstellung im Städtischen Museum in Engen auswählen. Brabant hat jahrzehntelang insbesondere Bilder gekauft, die in der Zeit der Weimarer Republik entstanden sind. Mit einem „Panorama dieser Zeit“ verabschiedet sich Velten Wagners in Engen. Der Kulturamtschef und Direktor des Städtischen Museums geht in den vorzeitigen Ruhestand, nachdem er über 20 Jahre lang mit vielen Sonderausstellungen das Haus weit über die Region hinaus bekannt gemacht hat. Mit seiner letzten Schau zur „Neuen Sachlichkeit“ liefert Wagner nochmals ein überzeugendes und gut zugängliches Ausstellungskonzept. Ein gelungener Schlusspunkt.…
Die „Fastnacht bietet Potenzial, auf die Demokratie acht zu geben“, sagt die Mainzer Historikerin Maylin Amann in SWR Kultur. Denn die fünfte Jahreszeit habe immer auch die Aufgabe, subversiv zu sein und die Mächtigen zu hinterfragen. Das zeigten auch die Beiträge der Mainzer Fastnacht. „Da wurde immer wieder ganz klar gemacht: Wir stehen auf demokratischem Boden.“ In der NS-Zeit ideologisch vereinnahmt Während des Nationalsozialismus sei das allerdings anders gewesen, betont die Historikerin. Damals habe sich die Mainzer Fastnacht sehr wohl vereinnahmen lassen und habe, wie alle Vereine, Jüdinnen und Juden ausgeschlossen. Die NS-Machthaber wollten die Fastnacht umdeuten: vom christlich geprägten Brauch hin zum germanischen Brauchtum. Aber auch diesen Teil der Geschichte müsse man differenziert betrachten: Auch für Widerstand gebe es Beispiele in der Fastnachtsgeschichte.…
Es sei vielleicht die schönste Oscar-Show bisher gewesen, so Nefzer am Morgen nach der Preisverleihung in SWR Kultur. Das Gefühl, bei diesem Ereignis dabei zu sein, sei einfach unbeschreiblich. Ich stehe ja nicht oft mit echten Stars auf dem roten Teppich. Das wird nie zur Routine. Quelle: Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall nach seiner dritten Oscar-Verleihung in Los Angeles Größter Aufwand für Ritt auf einem Sandwurm Die verlangten Spezialeffekte für „Dune 2“ seien sehr aufwändig gewesen. Die größte Herausforderung war die Schlüsselszene, in der Hauptdarsteller Timothy Chalamet auf einem Sandwurm reitet, berichtet Nefzer: „Regisseur Denis Villeneuve hat uns gesagt: wenn diese Szene nicht gut ist, ist der ganze Film nichts.“ Trotz digitaler Nachbearbeitungen und Ergänzungen stecke in solchen Szenen immer noch sehr komplizierte selbstgebaute Mechanik, erklärt der Spezialeffekt-Künstler. Heimatverbundener Agrartechniker Nefzer ist eigentlich studierter Agrartechniker und kam in den späten 1980er-Jahren durch seinen Schwiegervater und seinen Schwager zum Filmgeschäft. Beide betrieben damals einen Filmauto-Verleih in Schwäbisch-Hall. Mit Nefzers Einstieg wurde die Spezial-Effekte-Sparte ausgebaut. Traktorfahren, um den Kopf frei zu bekommen Trotz einer Filiale in Potsdam-Babelsberg hat die Firma ihren Haupsitz immer noch in der Kleinstadt am Kocher. „Es ist schön hier, und ich bin nicht so der Typ für Großstädte“, so Nefzer. Außerdem pflegt er immer noch Kontakt zu den landwirtschaftlichen Betrieben, in denen er vor Jahrzehnten seine Ausbildung machte. Um den Kopf frei zu bekommen vom Filmgeschäft, hilft er dort gerne mal aus, am liebsten beim Traktorfahren.…
Manchmal passiert es einfach, fast wie Zauberei: Ein Buch kommt auf den Markt und plötzlich sieht man es überall. In Buchhandlungen, in den Händen der besten Freundin und der Kolleginnen, auf TikTok und ganz oben auf den Bestsellerlisten. Die „Empyrean“-Reihe – auf deutsch: „Flammengeküsst“ – der US-Amerikanerin Rebecca Yarros ist genau so ein Phänomen. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Reihe millionenfach verkauft und mit „Onyx Storm“ ist Ende Januar diesen Jahres der dritte von insgesamt fünf geplanten Teilen erschienen. In der ersten Verkaufswoche in den USA verkaufte sich „Onyx Storm“ 1,3 Millionen Mal und ist damit der in kürzester Zeit meistverkaufte Erwachsenenroman seit 20 Jahren. Wahrscheinlich, weil die Bücher gut geschrieben sind und den Nerv der Zeit treffen, könnte man meinen. Oder steckt mehr dahinter? Nina Wolf hat die Reihe gelesen und beim deutschen Verlag nachgefragt, was die Bücher zum Kassenschlager macht.…
Mexiko-City im Jahr 2030: Ein Großbrand im Stadtwald Bosque de Chapultepec verwüstet den Friedhof Panteón Civil de Dolores, wo sowohl Berühmtheiten als auch Namenlose begraben sind. Außerdem zerstört das Feuer den Zoo der mexikanischen Hauptstadt – und alle Tiere, bis auf ein Emu-Küken, sterben. Vor dem Hintergrund dieser imaginierten Katastrophe erzählt Jorge Comensal in seinem Roman „Diese brennende Leere“ zwei Lebensgeschichten, die von Karina und Silverio, die sich irgendwann kreuzen. Schmerzhafte Suche nach der Wahrheit Karina ist eine 25-jährige Physikerin. Sie forscht zu einer neuen Theorie der Schwerkraft und lebt seit frühester Kindheit bei ihrer dem Whisky verfallenen Großmutter Rebeca. Karinas Eltern haben ein Grab auf dem Panteón Civil de Dolores. Als die junge Frau den Verdacht schöpft, dass Vater und Mutter gar nicht gemeinsam bei einem Verkehrsunfall gestorben sind, wie man ihr immer erzählt hat, macht sie sich auf die schmerzhafte Suche nach der Wahrheit. Sie kann nicht glauben, dass Rebeca, die geschwätzigste Frau der Welt, all die Jahre ein Geheimnis vor ihr bewahrt hätte. Was kann ihre Mutter verbrochen haben, dass ihre Großmutter sie derart hasst? Dieser Groll würde erklären, warum sie ihr hartnäckig jedes Andenken verweigert. (Mit keinem Wort erwähnt ihre Großmutter die verstorbene Schwiegertochter.) Als hätte sie nie existiert. Quelle: Jorge Comensal – Diese brennende Leere Silverio wiederum ist Friedhofswärter und hat in der Nacht des verheerenden Brandes Dienst. Nachdem er sich mit Mühe und Not vor den Flammen gerettet hat, sitzt er erschöpft im Wachhäuschen – da ruft ihn seine Teenager-Tochter Daenerys an, mit der er eigentlich keinen Kontakt hat. Ich mache mir solche Sorgen um die Giraffen, die Flamingos, die Kalifornischen Kondore, sie stehen auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten.“ – „Hör mal, meine Tochter …“ – Silverio waren die vom Aussterben bedrohten Tierarten sowas von egal – „… als ich eben glaubte, mein letztes Stündchen hätte geschlagen, habe ich ganz doll an Dich gedacht. Ich will, dass wir uns häufiger sehen. Ich rede mit deiner Mamá, damit sie da nichts gegen hat, ja? Es ist nicht richtig, dass du so gar nichts von deinem Papá hast.“ Quelle: Jorge Comensal – Diese brennende Leere Neue Vater-Tochter-Beziehung Die neue Vater-Tochter-Beziehung, die sich aus Daenerys‘ Sorge um die Tiere des Zoos entwickelt, ist so ungefähr das einzig Schöne, das in Silverios Leben passiert. Ansonsten kämpft er mit finanziellen Problemen und Süchten, muss Schutzgeld für seinen Bruder zahlen – einen Auftragsmörder hinter Gittern – und sich um seine depressive Mutter kümmern. Von den Sorgen, Nöten und Tragödien der beiden einsamen Großstadt-Bewohner Silverio und Karina erzählt Jorge Comensal in einer frischen, unverblümten und dialogreichen Sprache. Es gibt in seinem Buch auch viel Situationskomik – all das verhindert, dass die Handlung ins allzu Schwere abgleitet. Spannend ist der Roman zudem: Wir wollen wissen, was mit Karinas Eltern wirklich passiert ist. Und dadurch, dass der Roman auf verschiedenen Zeitebenen hin- und herspringt, fordert er sie Lesenden. Extremhitze, Wassermangel, tödliche Flammen Das Interessanteste an dem Roman aber ist das Zukunftsszenario, das Comensal entwirft. Es ist eben keine in weiter Ferne liegende Apokalypse – beklemmend und zugleich völlig abstrakt. Der Autor schaut nur wenige Jahre voraus und hat mit 2030 sicher nicht zufällig das Jahr gewählt, das die Staatengemeinschaft als Zielmarke für nachhaltige Entwicklung gesetzt hat. Der Tod der Zoo-Tiere kann als Allegorie auf das globale Artensterben verstanden werden. Aber er erscheint auch sehr real – angesichts der Brände von Los Angeles mit ihren katastrophalen Folgen. Extremhitze, Wassermangel und tödliche Flammen: Als Jorge Comensal „Diese brennende Leere“ 2022 in Mexiko veröffentlichte, konnte er nicht ahnen, dass die Wirklichkeit die Zukunftsfiktion bereits drei Jahre später übertreffen würde. Trotzdem oder gerade deshalb ist diese literarische Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels originell und lesenswert.…
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