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VÖLKERWANDERUNG UND DANACH – Die Herkunft der Bajuwaren

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Wer waren die Bajuwaren und woher kamen sie? Seit Jahrhunderten werden diese Fragen immer wieder gestellt, und mit den Theorien und Spekulationen, die dabei entstanden sind, kann man Bibliotheken füllen. Doch heute fragt die Forschung nicht mehr nach der Herkunft der Bajuwaren als einem geschlossenen "Volk" oder "Stamm". Heute richtet sich vielmehr der Blick auf den Raum, der planmäßig besiedelt wurde mit Menschen verschiedenster Herkunft, die später zu Bajuwaren wurden. Von Thomas Grasberger (BR 2021)

Credits
Autor: Thomas Grasberger
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Ruth Geiersberger, Alexander Duda, Thomas Birnstiel, Kia Ahrndsen
Technik: Christiane Gerheuser-Kamp
Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview: Dr. Irmtraut Heitmeier, Michaela Harbeck
Besonderer Linktipp der Redaktion:
MDR: Bücher in Asche – Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek
Am 2. September 2004 brennt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Mehr als 50.000 unschätzbar wertvolle Bücher verbrennen, mehr als doppelt so viele werden zum Teil schwer beschädigt. Viele Menschen in Weimar wissen heute noch, wo sie in der Brandnacht waren und wie sie davon erfahren haben. Der Brand hat sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Aber nicht nur als Katastrophe, sondern auch als ein Ereignis, das die Menschen zusammengeschweißt hat. ZUM PODCAST
Linktipps:
Bayerische Landesausstellung (2024): Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter
Ein Herrscher mit Schwert und Szepter, ein Heiliger, der einen wilden Bären zähmt … das ist nicht der Stoff für einen Hollywoodfilm, sondern pure bayerische Geschichte. Tassilo, Korbinian und der Bär entführen uns in der Bayerischen Landesausstellung 2024 ins frühe Mittelalter! Veranstalter sind das Haus der Bayerischen Geschichte und die Erzdiözese München und Freising. Zusätzlich zur Landesausstellung werden dem Publikum ausgewählte Prunkräume des Dombezirks über Führungen zugänglich gemacht. Die Ausstellung findet noch bis zum 3. November 2024 im Diözesanmuseum Freising statt. MEHR INFOS
Deutschlandfunk Kultur (2018): Bayerns Eigensinn
„Mia san Mia“ – das sagt alles über den bayerischen Stolz und Eigensinn. Denn Bayern geht seit langer Zeit Sonderwege. Der Historiker und Journalist Gerald Huber hat sich dieses genauso aktuelle wie alte Phänomen angeschaut. ZUM BEITRAG

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:

Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
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Timecodes (TC) zu dieser Folge:
TC 00:15 – Intro
TC 02:23 – Mythen, Mutmaßungen & Modelle
TC 06:40 – Ein Volk, viele Namen?
TC 12:56 – Das schleichende Ende des Römischen Reiches
TC 15:47 – Blick in die DNA
TC 19:13 – Alles neu
TC 23:13 – Outro

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
TC 00:15 – Intro

MUSIK

Erzählerin
Wir könnten es uns leichtmachen und an einem bayerischen Stammtisch nachfragen: Wer waren die Bajuwaren? Und woher kamen sie? Die Antworten auf solch wichtige Fragen unserer Geschichte ließen bestimmt nicht lang auf sich warten.

Erzähler
„Mia san mia! Immer schon gwesen! Nämlich anders als die Andern!“

Erzählerin
Das klingt zwar schmissig, aber ganz so einfach ist es nicht. Blicken wir also etwas tiefer zurück, ins Dunkel der Geschichte, aus dem die Bajuwaren – so der ursprüngliche Name des Bayern-Stammes – vor 1500 Jahren herausgetreten sind.

Erzähler
Und zwar recht unvermittelt. Einfach so. Der Staub der untergehenden Spätantike hatte sich gerade verzogen, da tauchten sie auf der Bühne des historischen Geschehens auf. Als Überraschungsgäste im jungen Frühmittelalter haben sie sich auch gleich den nötigen Respekt verschafft.

Zitator:
Si vacat ire viam neque te „Baiovarius“ obstat...

Zitatorin:
Wenn die Straße offen ist und Dir nicht der Bayer den Weg versperrt, so ziehe dort durch das Gebirge ...

Erzählerin:
Es klingt fast wie eine Reisewarnung, was der italienische Dichter und Bischof Venantius Fortunatus da in seiner Vita des Heiligen Martin geschrieben hat. Venantius war um das Jahr 565 nach Gallien zum Grab des Heiligen Martin von Tours gepilgert, als er südlich von Augsburg offenbar den sperrigen Bayern begegnete.

Erzähler
Die waren zum allerersten Mal 15 Jahre zuvor genannt worden, von Jordanes, dem Geschichtsschreiber der Goten. Jordanes hatte die Bayern im Jahr 551 eher beiläufig erwähnt, als jene Baibari, die östlich der Sueben, also der frühen Schwaben hausten.

Erzählerin:
So wie heute! Ihren Platz hatten die Bayern also Mitte des 6. Jahrhunderts schon gefunden. Aber wer waren sie?
TC 02:23 – Mythen, Mutmaßungen & Modelle

Erzähler:
Die Historikerin Irmtraut Heitmeier, eine ausgewiesene Kennerin des frühen Mittelalters, antwortet zögerlich. Mit gutem Grund. Denn anders als für die Alemannen, Franken, Burgunder, Thüringer und Langobarden, ist für die Bajuwaren keine Stammesgeschichte, keine frühmittelalterliche Herkunftserzählung überliefert.

ZSP 1 Heit erstmals 0,34
Bei den Bayern ist es eben sehr schwierig, weil sie in den Schriftquellen erst ganz spät und ohne größeren Kontext vorkommen. Also die Stelle, um die es da geht, ist bei dem Geschichtsschreiber Jordanes, der um 550 die Baibari nennt. Das ist im Grunde nur eine Schreibform für Baivarii. Ja, und mehr wissen wir nicht. Früher hat man eben gefragt, wo sind sie hergekommen? Und das tut man heute nicht mehr, weil die Frage ist sicher falsch gestellt.

Erzähler:
Falsch gestellt, weil sie keine tragfähigen Antworten liefern konnte. Obwohl reichlich darüber spekuliert wurde.

Erzählerin:
Und was nicht alles gemutmaßt wurde! Armenien als sagenhaftes Ursprungsland des Bayernstammes taucht in mittelalterlichen Texten öfter auf. Auch die Erzählung, dass die Bayern auf einen Stammvater namens Norix zurückzuführen seien, weshalb sie auch Noriker hießen, kann man im Hochmittelalter lesen.

Erzähler:
Später kommen viele andere Erklärungen hinzu: Alemannen, Langobarden oder Quaden-Sueben wurden zu Vorfahren der Bajuwaren erklärt. Und immer wieder haben die Gelehrten über den Namen nachgedacht: Baiuvarii, das seien die Bewohner des Landes Baia. Und Baia komme von den keltischen Bojern, die bis zum 1. Jahrhundert nach Christus in Böhmen, lateinisch Boiohemum, gelebt hatten.

MUSIK

Erzählerin:
Die Bojer, die jetzt Baiern heißen! Diese Kelten-Theorie wurde erstmals im frühen 7. Jahrhundert erwähnt, von einem Mönch namens Jonas aus dem oberitalienischen Kloster Bobbio. Sie wurde immer wieder aufgegriffen – vom humanistischen Geschichtsschreiber Johannes Aventin im frühen 16. Jahrhundert. Oder vom Historiker Karl Bosl in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Erzähler:
Aber auch die Germanen wurden gern für den Bayern-Stammbaum herangezogen. Mitte des 19. Jahrhunderts brachte der oberfränkische Philologe Johann Kaspar Zeuß „Die Herkunft der Baiern von den Markomannen“ ins Spiel. Sprachgeschichtlich verortete zwar auch Zeuß den Namen im Keltenland Böhmen. Aber nach Abzug der keltischen Bojer seien dort die germanischen Markomannen an deren Stelle getreten. Und die seien Ende 5. Jahrhunderts schließlich nach Bayern eingewandert.

Erzählerin:
Das griffige Modell von der einen großen Landnahme eines ganzen Volkes ließ sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer schwerer halten. Weshalb man bald nur noch von einem Traditionskern sprach, der aus Böhmen in den Regensburger Raum gekommen sei.

Erzähler:
Die Archäologie schien diese Böhmen-These zu stützen. Genauer gesagt waren es Reste schwarzer Ton-Schalen aus dem 4./5.Jahrhundert, die in südböhmischen und niederbayerischen Gräbern gefunden wurden. Diese Keramik vom Typ Friedenhain-Přešt’ovice war in den 1980er Jahren der letzte wissenschaftliche Schrei! Die "Baiovarii" als die "Männer aus Böhmen" – eine These, die bis in die frühen 2000er Jahre hinein weitgehend unwidersprochen blieb.

Erzählerin:
Nach neuerer Ansicht aber ist die „Meistererzählung“ von der böhmischen Zuwanderung nicht mehr haltbar, sagt die Historikerin Heitmeier. Das Narrativ eines wandernden Volkes, das neue Lebensräume erschließt, habe sich als Sackgasse erwiesen. Und auch die Ethnogenese, die fragt, wie sich Gruppen unter bestimmten Bedingungen formierten, führe nicht recht weiter.
TC 06:40 – Ein Volk, viele Namen?

ZSP 2 Heit Volk 0,37
Letztlich stand immer sozusagen das Volk im Mittelpunkt. Und das ist das, wo man in jüngerer Zeit davon abrückt, weil man eben merkt: Nicht das Volk war die primär gestaltende Kraft, sondern es gab wohl andere Einflüsse, die dann aus vielen Menschen letztlich eine Gemeinschaft geformt haben. Und das können sehr unterschiedliche Menschen gewesen sein, die sich dann so zusammengefunden haben, dass sie eine neue Identität entwickelt haben, die jetzt in unserem Fall die bayerische wäre.

Erzähler:
Ein Kerngedanke der modernen Geschichtsforschung lautet: Völker sind keine biologisch determinierten Abstammungs-Gemeinschaften, die überzeitlich und unveränderlich, also quasi immer schon existieren. Vielmehr entstehen sie erst in einem dynamischen sozialen Prozess, in dem sie ihre Identität entwickeln.

Erzählerin:
So gesehen sollte man also besser fragen, wie die Bajuwaren zu dem wurden, was sie später waren. Und welche Faktoren waren dabei entscheidend?

ZSP 3 Heit Wie enstanden 0,34
Also für die Formierung war sicherlich das Herzogtum ganz wichtig und hat viele Leute verschiedener Herkunft integriert. Vor, sagen wir mal, 40, 50 Jahren, wo man auch die These vertreten hat, die Bayern wären ja eigentlich nur die altansässigen Keltoromanen. Das würde man heute nicht mehr sagen. Wir wissen, dass sehr viele Leute ins Land gekommen sind, aber eben sehr viele verschiedene, die sich dann erst hier zu einer Gemeinschaft zusammengefunden haben.

Erzählerin:
Zu den Dagebliebenen aus der Römerzeit kamen Flüchtlinge und Zugereiste aus allen Himmelsrichtungen – diese Menschen mit Migrationshintergrund machten jenes bunte Gemisch aus, das in der neuen Heimat zum Stamm der Bajuwaren zusammenwuchs.

MUSIK

Erzähler:
In jüngerer Zeit haben Archäologen, Historiker und Sprachwissenschaftler ihren Blick verstärkt auf den Raum gerichtet, in dem dieser Prozess stattfand. Und der liegt weiter östlich als unser bayerischer Freistaat, nämlich in Österreich. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen römischen Provinz Ufer-Noricum, östlich des Inns: also den oberbayerischen Chiemgau, den Salzburger Raum und die Gegend von Passau donauabwärts nach Osten.

Erzählerin:
In schriftlichen Überlieferungen – etwa in der Langobardengeschichte des Paulus Diákonus Ende des 8. Jahrhunderts – werden die frühen Bayern oft als Noriker bezeichnet. Man kann also vermuten, sagt die Historikerin Heitmeier, dass der Bajuwaren-Name zunächst für eine Gruppe entstand, die sich im Noricum etablierte. Erst später wanderte dieser Stammesname nach Westen, zum Lech, wo er um 550 von Venantius Fortunatus erwähnt wird.

Erzähler:
Ursprünglich weist das germanische Wort Bajuvarii auf militärische Gruppen hin. Und die haben sich diesen Namen wohl nicht selber gegeben. Er kam vielmehr von außen, von den Alemannen oder Thüringern im Westen.

ZSP 4 Heit Bayernname 0,44
Er könnte einfach die Leute bezeichnet haben, die dieses Land verteidigt haben. Dieses ehemalige Siedlungsgebiet der Boier, östlich vom Inn. Das wär das, was in diesem -varii-Namen drinsteckt. Weil varii kommt letztlich von varian, was wehren, verteidigen heißt. Und wenn das erste Glied sich auf einen Raum bezieht, dann sind das die Verteidiger dieses Raumes.

Erzählerin:
Im späten 5. Jahrhundert ist im Ufer-Noricum, im heutigen Oberösterreich, viel Bewegung im Spiel. Die spärlichen Quellen berichten von einfallenden Thüringern und Alemannen. Ganze Bevölkerungsgruppen setzen sich in Bewegung, von Böhmen über das Rugier-Reich im heutigen Niederösterreich bis nach Pannonien im heutigen Ungarn.

Erzähler:
Diese wandernden Gruppen werden in der Überlieferung als Langobarden bezeichnet. Mit den Langobarden, die einst an der unteren Elbe siedelten, haben sie fast nur noch den Namen gemein. Denn solche umherstreifenden, ethnisch gemischten Gruppen, nehmen immer wieder neue Leute auf. Sie teilen sich von Zeit zu Zeit und formieren sich wieder neu.

Erzählerin:
Aus solch einem Pool von Menschen, sagt Irmtraut Heitmeier, entstanden jene Gruppen in Niederösterreich und Pannonien, die in der Überlieferung Langobarden genannt werden.

ZSP 5 Heit Langobarden 0,48
Meine These wäre, dass ein Teil von diesen Gruppen eben in Ufer-Noricum dann sitzen geblieben ist und die Bajuvarii gebildet hat. Aber stehen tut das nirgends. Also es sind letztlich Schlussfolgerungen aus einer Zusammenschau von Indizien, die dann auch wieder auf weitere Entwicklungen Bezug nehmen: Weil die Bayern dann eben so ein enges Verhältnis zu den Langobarden hatten. Und diese so enge Beziehung zu den Langobarden, die legt eben nahe, dass da vielleicht auch schon von den Ursprüngen her Gemeinsamkeiten bestehen.

Erzähler:
Diese Langobarden-Theorie gibt es eigentlich schon lange. In modifizierter Form bietet sie folgendes Szenario an: Während der größere Teil der Langobarden-Gruppen erst nach Pannonien, also Richtung Ungarn, wanderte und Jahrzehnte später dann große Teile Italiens eroberte, blieben kleinere Langobarden-Gruppen im oberösterreichisch-salzburgischen Raum und wurden zu jenen Bajuwaren, die Baia, das frühere Land der Bojer, verteidigten. Sie hätten demnach also ...

ZSP 6 Heit Bajovarii 0,20
Die Donau als Wasserstraße bewacht, die Pässe bewacht, auch nicht zu vergessen die Salzproduktion im ganzen Salzkammergut beherrscht. Diese Leute, die praktisch da sich formiert hätten, die wären dann von Westen aus als Bajovarii bezeichnet worden.
TC 12:56 – Das schleichende Ende des Römischen Reiches

MUSIK

Erzähler:
Bruch oder Kontinuität? Diese Frage stellen Historiker gern, vor allem, wenn es um Wegmarken der Historie geht. Wie also gestaltete sich der Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter? Es war zweifellos eine Zeit des Niedergangs. Nachzulesen ist das in der „Vita Sancti Severini“ des Mönches Eugippius aus dem Jahr 511. Diese Heiligenlegende erzählt nicht nur von Wundertätigkeit des Kirchenmannes Severin, sie ist auch eine wertvolle Geschichtsquelle in sonst recht quellenarmen Zeiten. Autor Eugippius beschreibt anschaulich die letzten Tage der römischen Provinz Noricum, kurz vor Severins Tod im Jahr 488.

Zitator:
„Um diese Zeit hatten räuberische Barbaren bei einem plötzlichen Überfalle alles, was sie außerhalb der Stadtmauern an Menschen und Vieh fanden, als Beute fortgeschleppt.“

Erzähler:
Ein Katastrophenszenario: Germanen fallen ein, die Versorgung wird knapp, Weltuntergangsstimmung macht sich breit in der romanischen Bevölkerung. Mit dieser Erzählung prägt Eugippius unser Bild vom Ende der Römerzeit. Aber gab es damals, zwischen 490 und 550, wirklich einen großen historischen Bruch im Donauraum und Voralpenland? Wohl eher nicht, meint Irmtraut Heitmeier.

ZSP 7 Heit keine Katastrophe 0,28
Es gab sicherlich an vielen Stellen kleine Brüche, aber keinen totalen Zusammenbruch, […] davon kann jetzt überhaupt keine Rede mehr sein.

Erzählerin:
Neuere archäologische Forschungsarbeiten zeigen: Es war ein zeitlich langgestreckter Transformationsprozess, der den Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter ausmachte. Am Ende stand eine andere Welt. Als Ergebnis eines schleichenden Prozesses.

Erzähler:
Das Land war nach dem Abzug der Römer also keineswegs leer. Dafür war der Raum zwischen Alpen und Donau auch militärisch-strategisch viel zu wichtig. Mit der Übernahme durch die fränkischen Merowinger in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurden die ehemaligen römischen Provinzen zu wichtigen Grenzgebieten des Frankenreiches. Von hier aus kontrollierten die neuen Machthaber die Alpen-Pässe und somit die Zugänge nach Italien. Es lohnte sich also, diesen Raum planmäßig zu besiedeln.

ZSP 8 Heit Neuanfang 0,17
Was man dann eben auch ganz stark feststellt, ist, dass ein Neuanfang um die Mitte des 6. Jahrhunderts passiert. Da kommen auf einmal viele neue Leute, die ganz neue Siedlungen anlegen, die neue Gräber, Bestattungsplätze anlegen.
TC 15:47 – Blick in die DNA

MUSIK

Erzähler:
Doch wer waren diese Menschen, die nun in vielen kleinen Einwanderungsschüben über Jahrzehnte hinweg neu in den Voralpenraum kamen? Aus der Überlieferung erfahren wir nur wenig darüber. Von Alemannen und Thüringern ist die Rede, auch Langobarden dürften eine Rolle gespielt haben. Und manche Ortsnamen wie Scheyern weisen auf die Skiren hin, eine germanische Gruppe aus dem östlichen Mitteleuropa.

ZSP 9 Heit wer waren sie 0,20
Aber das sind einzelne, die uns letztlich nichts über das Gros der Bevölkerung sagen. Und solche Gräberfelder wie jetzt grad das von Altenerding zeigt halt, dass da Leute ganz verschiedener kultureller Herkunft zusammengekommen sind, auch weit aus dem Osten zum Beispiel.

Erzählerin:
Wo schriftliche Quellen schweigen, sprechen neuerdings die Knochen aus den Gräberfeldern. Mit Hilfe paläogenetischer Untersuchungen! Die Anthropologin Michaela Harbeck von der Staatssammlung für Anthropologie in München gehörte zu einem internationalen Forscherteam, das 2018 die Genome aus den Knochen von 41 frühmittelalterlichen Menschen untersuchte. Diese Individuen waren um das Jahr 500 in bayerischen Gräbern bestattet worden; die meisten wiesen die genetische Signatur von Mittel- und Nordeuropäern auf. Eine Gruppe von 20 Frauen jedoch passte nicht in dieses genetische Raster. Sie stellte für die Wissenschaft schon länger ein Rätsel dar.

Erzähler
Die Damen hatten nämlich absichtlich deformierte Schädel. Offenbar waren ihnen schon im Kleinkindalter die Köpfe bandagiert worden, um die gewünschte Turmform zu erreichen. Vermutlich hatte es sich dabei um ein Schönheitsideal gehandelt, um eine Mode, die bei den Hunnen schon lange verbreitet war.

Erzählerin
Aber waren es tatsächlich Hunninnen, die da in frühmittelalterlichen bayerischen Gräbern lagen? Oder bayerische Frauen, die die Mode übernommen hatten?

Erzähler
Der Blick in die DNA brachte eine überraschende Antwort, sagt die Anthropologin Harbeck. Die Turmschädelfrauen hatten zwar keine zentralasiatische DNA, waren aber dennoch eingewandert.

ZSP 10 Harbeck Südosteuropa 0,21
Wir haben dann gesehen, mit europäischen Vergleichsdaten, dass diese Einwanderung aus diesem südosteuropäischen Raum stattgefunden hat. Und was wir eben auch erstaunlich fanden, dass die eben so ganz alleine so dastehen. Es gibt niemanden sonst, außer diesen Turmschädelfrauen, die diese Vorfahren teilen. Dieses Südosteuropäische, das haben nur diese Turmschädelfrauen.

Erzählerin
Genetisch am ähnlichsten sind sie heutigen Bulgarinnen und Rumäninnen. Obwohl kulturell offenbar gut assimiliert, dürften die Migrantinnen exotisch gewirkt haben. Denn diese Turmschädelfrauen hatten überwiegend braune Augen und schwarze Haare, während die meisten anderen Toten aus den bayerischen Gräbern blond und blauäugig waren.

Erzähler
Noch stehen die paläogenetischen Studien ganz am Anfang. Aber schon heute deutet sich an, dass Migration im Frühmittelalter keine Seltenheit war. Neben den Frauen vom Balkan fanden sich in den Gräbern auch zwei Frauen aus Süditalien und eine aus dem Ostseeraum.
TC 19:13 – Alles neu

MUSIK

Erzählerin
Neue Menschen, neue Siedlungen, neue Bestattungsplätze. Was sich Mitte des 6. Jahrhunderts im Voralpenland ereignet, sagt die Mittelalter-Historikerin Irmtraut Heitmeier, kann man - etwas zugespitzt - als eine Gründerzeit bezeichnen.

ZSP 11 Heit Gründerzeit 0,33
Man hat das Gefühl, es gibt einen neuen Plan vom Land. Also man hat eine Vorstellung von der Organisation, man legt neue Wege an und neue Siedlungen. Diese Siedlungen kriegen dann ja auch deutsche Namen, also germanisch, althochdeutsch damals. Und die machen den Eindruck, als wären sie fast planmäßig angelegt.

Erzähler
Dieser neue organisatorische Zugriff auf den Voralpenraum fällt zeitlich zusammen mit der Einrichtung des fränkischen Herzogtums. Um 530 zerschlagen die fränkischen Merowinger das Reich der Thüringer und stellen den Raum südlich der Donau unter ihre Oberhoheit. Daraufhin erschließt der Franken-Herzog mit seinen Leuten dann planmäßig das Land. Und die Siedlungen, sagt Irmtraut Heitmeier, bekommen neue Namen.

ZSP 12 Heit neue Namen 0,35
Ganz interessant ist: Dort, wo man merkt, dass alte Namen eigentlich noch hätten überliefert werden können, auch da kriegen die Siedlungen neue Namen. Das ist eigentlich das ganz Spannende. Und da hätte man jetzt vor ein paar Jahrzehnten eben noch gesagt: Ja klar, es waren halt lauter Leute, die Germanisch-Althochdeutsch gesprochen haben, ist ja klar, dass die dann solche Ortsnamen vergeben. Das ist sicherlich ein wichtiger Faktor, aber ein auch entscheidender Faktor ist wahrscheinlich, dass die Organisatoren wesentlich diese Sprache transportiert haben. Und für die Ortsnamengebung gesorgt haben.

Erzähler
Lange Zeit herrschte die Vorstellung, dass die verschiedenen Namentypen zeitlich geschichtet seien: Die ing-Orte als die ältesten, dann die -heim und die -dorf-Orte, und so weiter. Man hat in diesem Zusammenhang von Namen-Moden gesprochen. Irmtraut Heitmeier korrigiert diese Vorstellung. Sehr viele Namen existierten offenbar gleichzeitig. Aber sie weisen auf unterschiedliche Funktionen hin.

Erzählerin
So hat zum Beispiel eine der ältesten Namengruppen, die Ortsnamen auf -weichs oder -wihs, offenbar einen militärischen Hintergrund. Das ganze Land wurde überzogen mit einem groben Raster solcher Orte: Weichs kommt mehrfach vor, in jüngerer Zeit entstanden dann Zusätze wie bei Schwabelweis oder Tettenweis. Vermutlich handelte es sich bei solchen Weichs-Siedlungen um erste merowingische Militärniederlassungen.

Erzähler
Prägten in der Römerzeit noch einzelne Gutshöfe, sogenannte Villae rusticae, die Landschaft, so entstanden nun im Frühmittelalter neue Siedlungen, die eine ganz andere Funktionsweise und ein anderes Sozialgefüge aufwiesen.
ZSP 13 Heit heutige Siedlungslandschaft 0,35
Wenn man die ländliche Besiedlung mit den Dörfern, Weilern, Einzelhöfen sich vorstellt, die ist in dieser Zeit grundgelegt worden. Also da hat´s sicher dann später Siedlungsausbau gegeben, aber von der Struktur her, haben wir da das Frühmittelalter eigentlich vor Augen.

MUSIK

Erzähler
1500 Jahre bayerische Tradition! Nicht schlecht. Gilt er also doch, der selbstbewusste Satz: „Mia san mia – nämlich anders als die andern“?

Erzählerin
Vielleicht. Aber halt nicht immer gewesen, sondern erst geworden. Man könnte auch sagen: Wir selbst waren einst jene anderen, jene Flüchtlinge und Zugereisten, die dann langsam zum Wir geworden sind. Und weiterhin werden.

TC 23:13 – Outro

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Autor: Thomas Grasberger
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Am 2. September 2004 brennt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Mehr als 50.000 unschätzbar wertvolle Bücher verbrennen, mehr als doppelt so viele werden zum Teil schwer beschädigt. Viele Menschen in Weimar wissen heute noch, wo sie in der Brandnacht waren und wie sie davon erfahren haben. Der Brand hat sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Aber nicht nur als Katastrophe, sondern auch als ein Ereignis, das die Menschen zusammengeschweißt hat. ZUM PODCAST
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Ein Herrscher mit Schwert und Szepter, ein Heiliger, der einen wilden Bären zähmt … das ist nicht der Stoff für einen Hollywoodfilm, sondern pure bayerische Geschichte. Tassilo, Korbinian und der Bär entführen uns in der Bayerischen Landesausstellung 2024 ins frühe Mittelalter! Veranstalter sind das Haus der Bayerischen Geschichte und die Erzdiözese München und Freising. Zusätzlich zur Landesausstellung werden dem Publikum ausgewählte Prunkräume des Dombezirks über Führungen zugänglich gemacht. Die Ausstellung findet noch bis zum 3. November 2024 im Diözesanmuseum Freising statt. MEHR INFOS
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Wir könnten es uns leichtmachen und an einem bayerischen Stammtisch nachfragen: Wer waren die Bajuwaren? Und woher kamen sie? Die Antworten auf solch wichtige Fragen unserer Geschichte ließen bestimmt nicht lang auf sich warten.

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Das klingt zwar schmissig, aber ganz so einfach ist es nicht. Blicken wir also etwas tiefer zurück, ins Dunkel der Geschichte, aus dem die Bajuwaren – so der ursprüngliche Name des Bayern-Stammes – vor 1500 Jahren herausgetreten sind.

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Und zwar recht unvermittelt. Einfach so. Der Staub der untergehenden Spätantike hatte sich gerade verzogen, da tauchten sie auf der Bühne des historischen Geschehens auf. Als Überraschungsgäste im jungen Frühmittelalter haben sie sich auch gleich den nötigen Respekt verschafft.

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Si vacat ire viam neque te „Baiovarius“ obstat...

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Wenn die Straße offen ist und Dir nicht der Bayer den Weg versperrt, so ziehe dort durch das Gebirge ...

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Es klingt fast wie eine Reisewarnung, was der italienische Dichter und Bischof Venantius Fortunatus da in seiner Vita des Heiligen Martin geschrieben hat. Venantius war um das Jahr 565 nach Gallien zum Grab des Heiligen Martin von Tours gepilgert, als er südlich von Augsburg offenbar den sperrigen Bayern begegnete.

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Die Historikerin Irmtraut Heitmeier, eine ausgewiesene Kennerin des frühen Mittelalters, antwortet zögerlich. Mit gutem Grund. Denn anders als für die Alemannen, Franken, Burgunder, Thüringer und Langobarden, ist für die Bajuwaren keine Stammesgeschichte, keine frühmittelalterliche Herkunftserzählung überliefert.

ZSP 1 Heit erstmals 0,34
Bei den Bayern ist es eben sehr schwierig, weil sie in den Schriftquellen erst ganz spät und ohne größeren Kontext vorkommen. Also die Stelle, um die es da geht, ist bei dem Geschichtsschreiber Jordanes, der um 550 die Baibari nennt. Das ist im Grunde nur eine Schreibform für Baivarii. Ja, und mehr wissen wir nicht. Früher hat man eben gefragt, wo sind sie hergekommen? Und das tut man heute nicht mehr, weil die Frage ist sicher falsch gestellt.

Erzähler:
Falsch gestellt, weil sie keine tragfähigen Antworten liefern konnte. Obwohl reichlich darüber spekuliert wurde.

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Und was nicht alles gemutmaßt wurde! Armenien als sagenhaftes Ursprungsland des Bayernstammes taucht in mittelalterlichen Texten öfter auf. Auch die Erzählung, dass die Bayern auf einen Stammvater namens Norix zurückzuführen seien, weshalb sie auch Noriker hießen, kann man im Hochmittelalter lesen.

Erzähler:
Später kommen viele andere Erklärungen hinzu: Alemannen, Langobarden oder Quaden-Sueben wurden zu Vorfahren der Bajuwaren erklärt. Und immer wieder haben die Gelehrten über den Namen nachgedacht: Baiuvarii, das seien die Bewohner des Landes Baia. Und Baia komme von den keltischen Bojern, die bis zum 1. Jahrhundert nach Christus in Böhmen, lateinisch Boiohemum, gelebt hatten.

MUSIK

Erzählerin:
Die Bojer, die jetzt Baiern heißen! Diese Kelten-Theorie wurde erstmals im frühen 7. Jahrhundert erwähnt, von einem Mönch namens Jonas aus dem oberitalienischen Kloster Bobbio. Sie wurde immer wieder aufgegriffen – vom humanistischen Geschichtsschreiber Johannes Aventin im frühen 16. Jahrhundert. Oder vom Historiker Karl Bosl in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Erzähler:
Aber auch die Germanen wurden gern für den Bayern-Stammbaum herangezogen. Mitte des 19. Jahrhunderts brachte der oberfränkische Philologe Johann Kaspar Zeuß „Die Herkunft der Baiern von den Markomannen“ ins Spiel. Sprachgeschichtlich verortete zwar auch Zeuß den Namen im Keltenland Böhmen. Aber nach Abzug der keltischen Bojer seien dort die germanischen Markomannen an deren Stelle getreten. Und die seien Ende 5. Jahrhunderts schließlich nach Bayern eingewandert.

Erzählerin:
Das griffige Modell von der einen großen Landnahme eines ganzen Volkes ließ sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer schwerer halten. Weshalb man bald nur noch von einem Traditionskern sprach, der aus Böhmen in den Regensburger Raum gekommen sei.

Erzähler:
Die Archäologie schien diese Böhmen-These zu stützen. Genauer gesagt waren es Reste schwarzer Ton-Schalen aus dem 4./5.Jahrhundert, die in südböhmischen und niederbayerischen Gräbern gefunden wurden. Diese Keramik vom Typ Friedenhain-Přešt’ovice war in den 1980er Jahren der letzte wissenschaftliche Schrei! Die "Baiovarii" als die "Männer aus Böhmen" – eine These, die bis in die frühen 2000er Jahre hinein weitgehend unwidersprochen blieb.

Erzählerin:
Nach neuerer Ansicht aber ist die „Meistererzählung“ von der böhmischen Zuwanderung nicht mehr haltbar, sagt die Historikerin Heitmeier. Das Narrativ eines wandernden Volkes, das neue Lebensräume erschließt, habe sich als Sackgasse erwiesen. Und auch die Ethnogenese, die fragt, wie sich Gruppen unter bestimmten Bedingungen formierten, führe nicht recht weiter.
TC 06:40 – Ein Volk, viele Namen?

ZSP 2 Heit Volk 0,37
Letztlich stand immer sozusagen das Volk im Mittelpunkt. Und das ist das, wo man in jüngerer Zeit davon abrückt, weil man eben merkt: Nicht das Volk war die primär gestaltende Kraft, sondern es gab wohl andere Einflüsse, die dann aus vielen Menschen letztlich eine Gemeinschaft geformt haben. Und das können sehr unterschiedliche Menschen gewesen sein, die sich dann so zusammengefunden haben, dass sie eine neue Identität entwickelt haben, die jetzt in unserem Fall die bayerische wäre.

Erzähler:
Ein Kerngedanke der modernen Geschichtsforschung lautet: Völker sind keine biologisch determinierten Abstammungs-Gemeinschaften, die überzeitlich und unveränderlich, also quasi immer schon existieren. Vielmehr entstehen sie erst in einem dynamischen sozialen Prozess, in dem sie ihre Identität entwickeln.

Erzählerin:
So gesehen sollte man also besser fragen, wie die Bajuwaren zu dem wurden, was sie später waren. Und welche Faktoren waren dabei entscheidend?

ZSP 3 Heit Wie enstanden 0,34
Also für die Formierung war sicherlich das Herzogtum ganz wichtig und hat viele Leute verschiedener Herkunft integriert. Vor, sagen wir mal, 40, 50 Jahren, wo man auch die These vertreten hat, die Bayern wären ja eigentlich nur die altansässigen Keltoromanen. Das würde man heute nicht mehr sagen. Wir wissen, dass sehr viele Leute ins Land gekommen sind, aber eben sehr viele verschiedene, die sich dann erst hier zu einer Gemeinschaft zusammengefunden haben.

Erzählerin:
Zu den Dagebliebenen aus der Römerzeit kamen Flüchtlinge und Zugereiste aus allen Himmelsrichtungen – diese Menschen mit Migrationshintergrund machten jenes bunte Gemisch aus, das in der neuen Heimat zum Stamm der Bajuwaren zusammenwuchs.

MUSIK

Erzähler:
In jüngerer Zeit haben Archäologen, Historiker und Sprachwissenschaftler ihren Blick verstärkt auf den Raum gerichtet, in dem dieser Prozess stattfand. Und der liegt weiter östlich als unser bayerischer Freistaat, nämlich in Österreich. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen römischen Provinz Ufer-Noricum, östlich des Inns: also den oberbayerischen Chiemgau, den Salzburger Raum und die Gegend von Passau donauabwärts nach Osten.

Erzählerin:
In schriftlichen Überlieferungen – etwa in der Langobardengeschichte des Paulus Diákonus Ende des 8. Jahrhunderts – werden die frühen Bayern oft als Noriker bezeichnet. Man kann also vermuten, sagt die Historikerin Heitmeier, dass der Bajuwaren-Name zunächst für eine Gruppe entstand, die sich im Noricum etablierte. Erst später wanderte dieser Stammesname nach Westen, zum Lech, wo er um 550 von Venantius Fortunatus erwähnt wird.

Erzähler:
Ursprünglich weist das germanische Wort Bajuvarii auf militärische Gruppen hin. Und die haben sich diesen Namen wohl nicht selber gegeben. Er kam vielmehr von außen, von den Alemannen oder Thüringern im Westen.

ZSP 4 Heit Bayernname 0,44
Er könnte einfach die Leute bezeichnet haben, die dieses Land verteidigt haben. Dieses ehemalige Siedlungsgebiet der Boier, östlich vom Inn. Das wär das, was in diesem -varii-Namen drinsteckt. Weil varii kommt letztlich von varian, was wehren, verteidigen heißt. Und wenn das erste Glied sich auf einen Raum bezieht, dann sind das die Verteidiger dieses Raumes.

Erzählerin:
Im späten 5. Jahrhundert ist im Ufer-Noricum, im heutigen Oberösterreich, viel Bewegung im Spiel. Die spärlichen Quellen berichten von einfallenden Thüringern und Alemannen. Ganze Bevölkerungsgruppen setzen sich in Bewegung, von Böhmen über das Rugier-Reich im heutigen Niederösterreich bis nach Pannonien im heutigen Ungarn.

Erzähler:
Diese wandernden Gruppen werden in der Überlieferung als Langobarden bezeichnet. Mit den Langobarden, die einst an der unteren Elbe siedelten, haben sie fast nur noch den Namen gemein. Denn solche umherstreifenden, ethnisch gemischten Gruppen, nehmen immer wieder neue Leute auf. Sie teilen sich von Zeit zu Zeit und formieren sich wieder neu.

Erzählerin:
Aus solch einem Pool von Menschen, sagt Irmtraut Heitmeier, entstanden jene Gruppen in Niederösterreich und Pannonien, die in der Überlieferung Langobarden genannt werden.

ZSP 5 Heit Langobarden 0,48
Meine These wäre, dass ein Teil von diesen Gruppen eben in Ufer-Noricum dann sitzen geblieben ist und die Bajuvarii gebildet hat. Aber stehen tut das nirgends. Also es sind letztlich Schlussfolgerungen aus einer Zusammenschau von Indizien, die dann auch wieder auf weitere Entwicklungen Bezug nehmen: Weil die Bayern dann eben so ein enges Verhältnis zu den Langobarden hatten. Und diese so enge Beziehung zu den Langobarden, die legt eben nahe, dass da vielleicht auch schon von den Ursprüngen her Gemeinsamkeiten bestehen.

Erzähler:
Diese Langobarden-Theorie gibt es eigentlich schon lange. In modifizierter Form bietet sie folgendes Szenario an: Während der größere Teil der Langobarden-Gruppen erst nach Pannonien, also Richtung Ungarn, wanderte und Jahrzehnte später dann große Teile Italiens eroberte, blieben kleinere Langobarden-Gruppen im oberösterreichisch-salzburgischen Raum und wurden zu jenen Bajuwaren, die Baia, das frühere Land der Bojer, verteidigten. Sie hätten demnach also ...

ZSP 6 Heit Bajovarii 0,20
Die Donau als Wasserstraße bewacht, die Pässe bewacht, auch nicht zu vergessen die Salzproduktion im ganzen Salzkammergut beherrscht. Diese Leute, die praktisch da sich formiert hätten, die wären dann von Westen aus als Bajovarii bezeichnet worden.
TC 12:56 – Das schleichende Ende des Römischen Reiches

MUSIK

Erzähler:
Bruch oder Kontinuität? Diese Frage stellen Historiker gern, vor allem, wenn es um Wegmarken der Historie geht. Wie also gestaltete sich der Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter? Es war zweifellos eine Zeit des Niedergangs. Nachzulesen ist das in der „Vita Sancti Severini“ des Mönches Eugippius aus dem Jahr 511. Diese Heiligenlegende erzählt nicht nur von Wundertätigkeit des Kirchenmannes Severin, sie ist auch eine wertvolle Geschichtsquelle in sonst recht quellenarmen Zeiten. Autor Eugippius beschreibt anschaulich die letzten Tage der römischen Provinz Noricum, kurz vor Severins Tod im Jahr 488.

Zitator:
„Um diese Zeit hatten räuberische Barbaren bei einem plötzlichen Überfalle alles, was sie außerhalb der Stadtmauern an Menschen und Vieh fanden, als Beute fortgeschleppt.“

Erzähler:
Ein Katastrophenszenario: Germanen fallen ein, die Versorgung wird knapp, Weltuntergangsstimmung macht sich breit in der romanischen Bevölkerung. Mit dieser Erzählung prägt Eugippius unser Bild vom Ende der Römerzeit. Aber gab es damals, zwischen 490 und 550, wirklich einen großen historischen Bruch im Donauraum und Voralpenland? Wohl eher nicht, meint Irmtraut Heitmeier.

ZSP 7 Heit keine Katastrophe 0,28
Es gab sicherlich an vielen Stellen kleine Brüche, aber keinen totalen Zusammenbruch, […] davon kann jetzt überhaupt keine Rede mehr sein.

Erzählerin:
Neuere archäologische Forschungsarbeiten zeigen: Es war ein zeitlich langgestreckter Transformationsprozess, der den Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter ausmachte. Am Ende stand eine andere Welt. Als Ergebnis eines schleichenden Prozesses.

Erzähler:
Das Land war nach dem Abzug der Römer also keineswegs leer. Dafür war der Raum zwischen Alpen und Donau auch militärisch-strategisch viel zu wichtig. Mit der Übernahme durch die fränkischen Merowinger in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurden die ehemaligen römischen Provinzen zu wichtigen Grenzgebieten des Frankenreiches. Von hier aus kontrollierten die neuen Machthaber die Alpen-Pässe und somit die Zugänge nach Italien. Es lohnte sich also, diesen Raum planmäßig zu besiedeln.

ZSP 8 Heit Neuanfang 0,17
Was man dann eben auch ganz stark feststellt, ist, dass ein Neuanfang um die Mitte des 6. Jahrhunderts passiert. Da kommen auf einmal viele neue Leute, die ganz neue Siedlungen anlegen, die neue Gräber, Bestattungsplätze anlegen.
TC 15:47 – Blick in die DNA

MUSIK

Erzähler:
Doch wer waren diese Menschen, die nun in vielen kleinen Einwanderungsschüben über Jahrzehnte hinweg neu in den Voralpenraum kamen? Aus der Überlieferung erfahren wir nur wenig darüber. Von Alemannen und Thüringern ist die Rede, auch Langobarden dürften eine Rolle gespielt haben. Und manche Ortsnamen wie Scheyern weisen auf die Skiren hin, eine germanische Gruppe aus dem östlichen Mitteleuropa.

ZSP 9 Heit wer waren sie 0,20
Aber das sind einzelne, die uns letztlich nichts über das Gros der Bevölkerung sagen. Und solche Gräberfelder wie jetzt grad das von Altenerding zeigt halt, dass da Leute ganz verschiedener kultureller Herkunft zusammengekommen sind, auch weit aus dem Osten zum Beispiel.

Erzählerin:
Wo schriftliche Quellen schweigen, sprechen neuerdings die Knochen aus den Gräberfeldern. Mit Hilfe paläogenetischer Untersuchungen! Die Anthropologin Michaela Harbeck von der Staatssammlung für Anthropologie in München gehörte zu einem internationalen Forscherteam, das 2018 die Genome aus den Knochen von 41 frühmittelalterlichen Menschen untersuchte. Diese Individuen waren um das Jahr 500 in bayerischen Gräbern bestattet worden; die meisten wiesen die genetische Signatur von Mittel- und Nordeuropäern auf. Eine Gruppe von 20 Frauen jedoch passte nicht in dieses genetische Raster. Sie stellte für die Wissenschaft schon länger ein Rätsel dar.

Erzähler
Die Damen hatten nämlich absichtlich deformierte Schädel. Offenbar waren ihnen schon im Kleinkindalter die Köpfe bandagiert worden, um die gewünschte Turmform zu erreichen. Vermutlich hatte es sich dabei um ein Schönheitsideal gehandelt, um eine Mode, die bei den Hunnen schon lange verbreitet war.

Erzählerin
Aber waren es tatsächlich Hunninnen, die da in frühmittelalterlichen bayerischen Gräbern lagen? Oder bayerische Frauen, die die Mode übernommen hatten?

Erzähler
Der Blick in die DNA brachte eine überraschende Antwort, sagt die Anthropologin Harbeck. Die Turmschädelfrauen hatten zwar keine zentralasiatische DNA, waren aber dennoch eingewandert.

ZSP 10 Harbeck Südosteuropa 0,21
Wir haben dann gesehen, mit europäischen Vergleichsdaten, dass diese Einwanderung aus diesem südosteuropäischen Raum stattgefunden hat. Und was wir eben auch erstaunlich fanden, dass die eben so ganz alleine so dastehen. Es gibt niemanden sonst, außer diesen Turmschädelfrauen, die diese Vorfahren teilen. Dieses Südosteuropäische, das haben nur diese Turmschädelfrauen.

Erzählerin
Genetisch am ähnlichsten sind sie heutigen Bulgarinnen und Rumäninnen. Obwohl kulturell offenbar gut assimiliert, dürften die Migrantinnen exotisch gewirkt haben. Denn diese Turmschädelfrauen hatten überwiegend braune Augen und schwarze Haare, während die meisten anderen Toten aus den bayerischen Gräbern blond und blauäugig waren.

Erzähler
Noch stehen die paläogenetischen Studien ganz am Anfang. Aber schon heute deutet sich an, dass Migration im Frühmittelalter keine Seltenheit war. Neben den Frauen vom Balkan fanden sich in den Gräbern auch zwei Frauen aus Süditalien und eine aus dem Ostseeraum.
TC 19:13 – Alles neu

MUSIK

Erzählerin
Neue Menschen, neue Siedlungen, neue Bestattungsplätze. Was sich Mitte des 6. Jahrhunderts im Voralpenland ereignet, sagt die Mittelalter-Historikerin Irmtraut Heitmeier, kann man - etwas zugespitzt - als eine Gründerzeit bezeichnen.

ZSP 11 Heit Gründerzeit 0,33
Man hat das Gefühl, es gibt einen neuen Plan vom Land. Also man hat eine Vorstellung von der Organisation, man legt neue Wege an und neue Siedlungen. Diese Siedlungen kriegen dann ja auch deutsche Namen, also germanisch, althochdeutsch damals. Und die machen den Eindruck, als wären sie fast planmäßig angelegt.

Erzähler
Dieser neue organisatorische Zugriff auf den Voralpenraum fällt zeitlich zusammen mit der Einrichtung des fränkischen Herzogtums. Um 530 zerschlagen die fränkischen Merowinger das Reich der Thüringer und stellen den Raum südlich der Donau unter ihre Oberhoheit. Daraufhin erschließt der Franken-Herzog mit seinen Leuten dann planmäßig das Land. Und die Siedlungen, sagt Irmtraut Heitmeier, bekommen neue Namen.

ZSP 12 Heit neue Namen 0,35
Ganz interessant ist: Dort, wo man merkt, dass alte Namen eigentlich noch hätten überliefert werden können, auch da kriegen die Siedlungen neue Namen. Das ist eigentlich das ganz Spannende. Und da hätte man jetzt vor ein paar Jahrzehnten eben noch gesagt: Ja klar, es waren halt lauter Leute, die Germanisch-Althochdeutsch gesprochen haben, ist ja klar, dass die dann solche Ortsnamen vergeben. Das ist sicherlich ein wichtiger Faktor, aber ein auch entscheidender Faktor ist wahrscheinlich, dass die Organisatoren wesentlich diese Sprache transportiert haben. Und für die Ortsnamengebung gesorgt haben.

Erzähler
Lange Zeit herrschte die Vorstellung, dass die verschiedenen Namentypen zeitlich geschichtet seien: Die ing-Orte als die ältesten, dann die -heim und die -dorf-Orte, und so weiter. Man hat in diesem Zusammenhang von Namen-Moden gesprochen. Irmtraut Heitmeier korrigiert diese Vorstellung. Sehr viele Namen existierten offenbar gleichzeitig. Aber sie weisen auf unterschiedliche Funktionen hin.

Erzählerin
So hat zum Beispiel eine der ältesten Namengruppen, die Ortsnamen auf -weichs oder -wihs, offenbar einen militärischen Hintergrund. Das ganze Land wurde überzogen mit einem groben Raster solcher Orte: Weichs kommt mehrfach vor, in jüngerer Zeit entstanden dann Zusätze wie bei Schwabelweis oder Tettenweis. Vermutlich handelte es sich bei solchen Weichs-Siedlungen um erste merowingische Militärniederlassungen.

Erzähler
Prägten in der Römerzeit noch einzelne Gutshöfe, sogenannte Villae rusticae, die Landschaft, so entstanden nun im Frühmittelalter neue Siedlungen, die eine ganz andere Funktionsweise und ein anderes Sozialgefüge aufwiesen.
ZSP 13 Heit heutige Siedlungslandschaft 0,35
Wenn man die ländliche Besiedlung mit den Dörfern, Weilern, Einzelhöfen sich vorstellt, die ist in dieser Zeit grundgelegt worden. Also da hat´s sicher dann später Siedlungsausbau gegeben, aber von der Struktur her, haben wir da das Frühmittelalter eigentlich vor Augen.

MUSIK

Erzähler
1500 Jahre bayerische Tradition! Nicht schlecht. Gilt er also doch, der selbstbewusste Satz: „Mia san mia – nämlich anders als die andern“?

Erzählerin
Vielleicht. Aber halt nicht immer gewesen, sondern erst geworden. Man könnte auch sagen: Wir selbst waren einst jene anderen, jene Flüchtlinge und Zugereisten, die dann langsam zum Wir geworden sind. Und weiterhin werden.

TC 23:13 – Outro

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